Bei den Vertiefungstagen und in Übungskreisen werden immer konkrete Themen angesprochen, die natürlich mit dem Handauflegen im Zusammenhang stehen, aber vor allem auch mit uns selbst. Hier im Folgenden eine Auswahl dieser Themen.
Dankbarkeit
Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens (Jean- Baptiste Massilon)
Dankbarkeit ist eine Herzens-Eigenschaft und gehört zu den wirksamsten Kräften, um unser Herz zu öffnen. Menschen, die zu uns zum Handauflegen kommen, sind oft in einer belastenden Situation und daher nicht in der Lage, Dankbarkeit für ihre Schmerzen oder Ängste zu empfinden. So liegt es an uns, mit dankbarem Herzen die Hände aufzulegen.
Dankbarkeit dafür, dass sich dieser Mensch mir anvertraut.
Dankbarkeit für die liebende, heilende und ordnende göttliche Kraft.
Dankbarkeit dafür, dass wir die Möglichkeit haben, tief in anderen Menschen und auch uns selbst Räume zu erreichen, die für unsere Worte und Gedanken nicht zugänglich sind.
Wir selbst sind auch oftmals nur für die Ereignisse dankbar, die unseren Vorstellungen entsprechen und die uns angenehm sind. Betrachten wir unser tägliches Leben jedoch einmal bewusst, werden wir feststellen, dass wir für viel mehr dankbar sein können, als wir denken. Auch für Dinge, die uns auf den ersten Blick vielleicht traurig stimmen oder verzweifeln lassen. Auch sehen wir manches Mal nicht, wie uns jemand Liebe und Zuwendung entgegenbringt, nur weil diese Person sich anders darstellt, als wir erwarten.
Dies hat ein beständiges Gefühl zur Folge, nicht genug geliebt oder sogar abgelehnt zu sein.
An unserem Übungstag wollen wir uns bewusst der Dankbarkeit öffnen und uns selbst und die anderen mit den ganzen Lebensgeschichten annehmen. Mit unseren/ ihren Schmerzen, Ängsten und Sorgen, mit ihrer Freude, ihrem Mut und der ganzen Kraft zu leben und zu lieben.
Heilendes Herz
Unser ganzes Leben und Sein ist von inneren und äußeren Rhythmen bestimmt: Sonne, Mond, Tag und Nacht, die Jahreszeiten. Auch unser Leib und unsere Gesundheit werden von unzähligen, fein aufeinander abgestimmten Rhythmen gelenkt. Wie eine große Symphonie schwingt und klingt es in Körper und Seele.
Wird ein Mensch krank, so ist dieser innere Rhythmus durcheinander geraten, Chaos ist die Folge. Unser Herz spielt in der Regulierung dieser unzähligen Rhythmen eine große, übergeordnete Rolle.
In der Trad. Chin. Medizin gilt das Herz als oberstes Organ, sozusagen als KaiserIn mit dem ganz großen, liebevollen Überblick. Die Psychosomatik und auch die Energielehre sprechen dem Herz Eigenschaften wie bedingungslose Liebe, Freude, Inspiration und Mut zu.
Mit Körperübungen und heilenden Lauten wollen wir unser Herz öffnen, um dann mit liebevoller Achtsamkeit unsere Hände sprechen zu lassen, immer in der innigen Verbundenheit mit unserem eigenen Herzen.
Paracelsus, der große Arzt und Naturforscher sagt: "Die beste Medizin für den Menschen ist der Mensch, die höchste Arznei ist die Liebe."
Möge unser Herz, die Quelle von Liebe und Freude, auf diese Weise heilend wirken.
Berühren und berührt werden
Die Berührung ist das zentrale Geschehen beim Handauflegen. In der Berührung liegt mein ganzes Mitgefühl, mein offenes Herz, meine Liebe zur Schöpfung, die sich in dem Menschen vor mir offenbart. Und ich lasse mich beim Handauflegen von Gottes heilender Liebe berühren.
Diese Berührung wirkt nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern reicht bis in die Tiefe unseres Wesens, sowohl bei denen, die die Hände auflegen, als auch bei den Empfangenden.
Wir haben in unserem Frauenchor das Lied "Da berühren sich Himmel und Erde" gesungen. Dort heißt es in einer Strophe:
"Wo Menschen sich verschenken,
die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde
dass Frieden werde unter uns
da berühren sich Himmel und Erde,
dass Friede werde unter uns".
Wo liebevolle Berührung geschieht, entsteht Verbindung, da kann Friede und Heilung wachsen. Diesem wollen wir bewusst nachspüren: Wie fühlt sich das "berührt Werden" an?
Unsere eigene Bedürftigkeit
Wir alle haben unsere Schwachpunkte, unsere Verspannungen und schmerzhaften Stellen, im Körper und in der Seele.
Durch einen kleinen Austausch zu zweit möchte ich die Möglichkeit geben, Euch Eure Bedürfnisse mitzuteilen: Wo wünsche ich, dass Du mir die Hände auflegst?
Wir haben im Alltag so wenig Zeit und Ruhe, um in uns hinein zu spüren, und werden oft auch nicht genügend gesehen in unserer Bedürftigkeit.
Normalerweise tauschen wir uns ja vor dem Auflegen der Hände nicht aus, bitten wir doch um Heilung für den ganzen Menschen und nicht für eine Erkrankung oder ein Symptom.
Dies ist eine gute Übung, um mich wieder frei und offen zu machen für Gottes heilende Kraft, mein eigenes Wollen und Erwartungen zurück zu nehmen, auch wenn ich um deine Erkrankung, Bedürftigkeit oder deine Schmerzen weiß.
Leben geschieht immer im gegenwärtigen Moment.
Die ganze Fülle der Lebenskraft steht uns zur Verfügung, wenn wir uns für das „Hier und Jetzt“ öffnen. Nur zu häufig wandern unsere Gedanken und Gefühle zurück in vergangene Zeiten und verweilen dort.
Nach dem Gesetz der Energielehre folgt die Energie der Aufmerksamkeit. Das bedeutet, dass unsere Lebenskraft in vergangene Ereignisse fließt und uns in der Gegenwart, in diesem Augenblick nicht mehr voll zur Verfügung steht. Wir geraten so aus unserem inneren Gleichgewicht, aus der Mitte, fühlen uns geschwächt, schnell erschöpft oder kraftlos.
Auch färben die Ereignisse vergangener Zeiten unseren momentanen Gefühlszustand.
Das Gleiche geschieht, wenn unsere Gedanken und Gefühle sich übermäßig in der Zukunft aufhalten. Wir verlieren uns in Erwartungen dessen, was geschehen könnte, positiv oder negativ. Da gerade Gedanken eine ganz starke Kraft haben, gestalten wir oft schon im Vorfeld das mit, was geschehen könnte. Im Fall einer Erkrankung schwächen angstvolle Erwartungen unser Immunsystem und unser seelisches Gleichgewicht.
Beim Handauflegen üben wir ganz bewusst, im Hier und Jetzt zu sein und ganz in unsere Präsenz zu kommen, bevor wir die Hände auflegen. So sind wir mit der ganzen Kraft der Gegenwart verbunden, losgelöst von Ängsten und Erwartungen. Und ein Raum für Frieden und Vertrauen kann entstehen
Dies ist der Schlüssel für Veränderung dessen, was ist, und für Heilung.