Viele Jahre wurde das Handauflegen nach der Open Hands Schule hauptsächlich in Süddeutschland praktiziert. Weit war der Weg für uns „Nordlichter“, musste man doch einmal von Nord nach Süd und zurück reisen, um die Kurse zu besuchen.
2005 fand auch ich den Weg von Osnabrück in den Süden der Republik, zum kontemplativen Handauflegen und zu Anne Höfler. Damit begann eine lange innere Reise nicht nur für mich, sondern später auch für viele Menschen hier im Norden.
In meiner Praxis für Naturheilkunde hatte ich damals schon viele Jahre kranke Menschen, kleine und große, junge und alte, behandelt. Ausgebildet in den Grundlagen der traditionellen chinesischen Heilkunde mit ihrer Akupunktur- und Meridianlehre, waren es immer meine Hände, die im Mittelpunkt der Behandlungen standen. Wurde ein Mensch nicht gesund, schob ich es auf ein ungenaues Therapieschema meinerseits. Zunehmend litt ich unter „Heil-Stress“, unter der vermeintlichen Verantwortung für die Heilung eines Menschen. So wurde der Druck und die seelische Belastung in der Praxis immer größer. Tief in mir spürte ich damals schon, dass es auf meinem persönlichen Weg als Heilpraktikerin nicht so sehr auf die Technik und auf mein therapeutisches Geschick ankommt, dass vielmehr die heilenden Kräfte in jedem Menschen selbst angelegt sind und viel weiser agieren, als ich es vermag.
In dieser Zeit überreichte mir eine Patientin ein gelbes Taschenbuch mit dem Titel: „Leg mir die Hand auf“ von Anne Höfler. Ihr Pastor hatte es ihr empfohlen. Ich las darin und wusste sofort: Das ist mein Weg!
Einführungskurs und Vertiefungskurse folgten und ich begann nun, meinen Patienten die Hände aufzulegen. Ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit und demütigem Staunen erfüllten mich, wenn mir von Heilungen berichtet wurde, die auf ganz unterschiedliche Weise geschahen und oftmals bis in das soziale Umfeld der Patienten wirkten.
2010/11 folgte dann das Jahrestraining. Als Anne mich 2012 zur Lehrerin ernannte, konnte ich einen ersten Einführungskurs in meiner Praxis bei Osnabrück leiten. Sofort war der Kurs voll, die Menschen im Norden schienen nur darauf gewartet zu haben!
An einem der ersten Übungstreffen nahm Pastorin Maike Ewert aus Hannover teil. Sie war gerade dabei, eine „Kirche der Stille“ in der Landeshauptstadt aufzubauen. Zutiefst davon überzeugt, den Leib in unseren Glauben wieder mit hineinzunehmen, bat sie mich 2014 zu einem ersten Einführungskurs nach Hannover zu kommen. Auch hier war der Kurs schnell ausgebucht und weitere Seminare und Vertiefungstage folgten.
Dann kam eine Anfrage vom Projekt Spiritualität in Hamburg Volksdorf für Einführungs-und Vertiefungskurse, gefolgt von weiteren Kursanfragen aus Laer bei Münster von Pfarrerin Dagmar Spelsberg.
2016 nahm das Diakonissen Mutterhaus in Bielefeld-Bethel die achtteilige Ausbildung im „Handauflegen für Menschen aus öffentlichen Einrichtungen“ ins Programm auf. 20 TeilnehmerInnen aus verschiedenen Einrichtungen kamen von April 2016 bis Juli 2017 regelmäßig unter Annes Leitung zusammen, darunter Pflegende der Bethel-Kliniken, Hospiz-MitarbeiterInnen, PastorInnen und TherapeutInnen.
Seit 2018 hat auch die Kirche der Stille in Hamburg Altona das Handauflegen nach der Open Hands Schule mit in ihr Programm aufgenommen.
In der Dortmunder Innenstadtkirche St.Petri wird das Handauflegen bereits seit zehn Jahren praktiziert, ins Leben gerufen von Pastorin Almut Begemann. Ein Team von ausgebildeten Handauflegenden bietet einmal im Monat während der Sommermonate öffentlich in der Kirche diese heilsame Berührung an.
Auch in Bünde bei Bielefeld wird das kontemplative Handauflegen seit zwei Jahren von Pfarrer Hanno Paul im Lukas-Krankenhaus prakiziert.
Das evangelische Bildungswerk Forum Kirche in Bremen hat ebenfalls seit zwei Jahren das kontemplative Handauflegen mit in das Bildungsangebot aufgenommen.
Aus diesen vielfältigen Einführungs- und Vertiefungskursen hat sich im Laufe der Zeit ein regelmäßiges Angebot des öffentlichen Handauflegens vor allem in den Kirchengemeinden Norddeutschlands entwickelt. Die Weise, wie es von den PastorInnen und kirchlich Mitarbeitenden umgesetzt wird, soll im Folgenden konkreter beschrieben werden. Da ich selbst mittlerweile in Hannover lebe und hier das Handauflegen begleite, möchte ich damit beginnen.
In Hannover, in der Kirche der Stille, finden vier Gottesdienste pro Jahr statt, in denen die Möglichkeit gegeben wird, sich die Hände auflegen zu lassen. Dazu werden in geschütztem Raum drei bis vier Stationen in der Kirche eingerichtet.
Nachdem sich die Handauflegenden mit Namen vorgestellt haben, gibt es ein kurzes Gespräch von zwei bis drei Minuten, mit der respektvoll gestellten Frage, ob gerade Unterstützung bei einem konkreten Problem gebraucht wird. Wenn ja, wird das jeweilige Thema mit in das Handauflegen hineingenommen. Nach dem Heilgebet werden behutsam die Hände im Sitzen aufgelegt, vor allem am Rücken und an den Schultern. Nach ca. 10 Minuten schließt der dreimalige stille Segen das Handauflegen ab. Diese besonderen Gottesdienste werden von Liedern und auch von Stille begleitet.
In Hannover finden regelmäßig an zwei Orten Einführungs- und Vertiefungskurse sowie Übungstreffen statt. Ein Angebot des öffentlichen Handauflegens, auch außerhalb der Gottesdienste, ist angedacht.
Verantwortliche Pastorin: Maike Ewert
Email: ewert@kirche-der-stille-hannover.de
Tel. 0151 72823823
In Laer bei Münster/Westfalen werden in ähnlicher Weise wie in Hannover im Anschluss an einen Gottesdienst zwei bis dreimal im Jahr Hände aufgelegt. Es kommen Menschen von außerhalb und Gemeindemitglieder, um diese Erfahrung zu machen. Es gibt Überlegungen, auch außerhalb der Gottesdienste das Handauflegen öffentlich anzubieten. Jährlich findet ein Einführungskurs und zwei bis drei Vertiefungskurse statt sowie ein monatliches Übungstreffen.
Verantwortliche Pfarrerin: Dagmar Spelsberg-Sühling
Email: d.spelsberg@t-online.de
Tel. 02554 - 9195570
In der Kirche der Stille in Hamburg Altona findet jeden 2. Sonntag im Monat ein Abendgottesdienst mit Handauflegen statt, in dessen Mittelpunkt das „berührende Gebet“ steht. Während dieses Gottesdienstes sind Menschen eingeladen, sich für ca. drei bis vier Minuten die Hände im Sitzen auflegen zu lassen. Auch hier wird zu Beginn das Heilgebet gesprochen, es folgt die achtsame Berührung am Rücken oder den Schultern mit dem abschließenden stillen Segen.
An zwei Sonntagen im Jahr gibt es außerhalb der Gottesdienste die Möglichkeit, sich von 18 bis 20 Uhr die Hände auflegen zu lassen. Neben dem jährlichen Einführungs- und Vertiefungskurs findet ein monatlicher Übungskreis in der Kirche statt.
Verantwortliche Pastorin: Melanie Kirschstein
Email: pastorin.kirschstein@gemeinde-altona-ost.de
Tel. 0176 23238138
Weiterhin besteht montags von 14 bis 15 Uhr die Möglichkeit, sich unter Anleitung gegenseitig die Hände aufzulegen. Von 15:15 bis 16 Uhr kann sich, wer möchte, vom erfahrenen Team die Hände auflegen lassen, ohne selbst aufzulegen.
Verantwortlich: Trixi Dora
Email: trixi.dora@gmx.de
Tel. 040 - 383986
In Bünde/Westfalen bieten Krankenhauspfarrer Hanno Paul und Team viermal jährlich im Anschluss an den wöchentlichen Samstagabend-Gottesdienst das Handauflegen an. Während des Gottesdienstes wird das Auflegen der Hände schon thematisiert. Im Anschluss gibt es drei Stationen. Nach dem Heilgebet werden Schultern und Rücken für ca fünf Minuten achtsam berührt mit dem Abschluss des stillen Segens. Dieses Angebot wird zahlreich angenommen, auch von BesucherInnen außerhalb des Krankenhauses. Für 2020 sind wieder vier Gottesdienste mit Handauflegen geplant. Zudem gibt es auch in Bünde einen regelmäßigen Übungskreis.
Verantwortlich: Pfarrer Hanno Paul
Email: h.paul@lukas-krankenhaus.de
Tel. 05223 167249 oder 05223 4914723
In der Dortmunder St. Petrikirche wird seit ca. 10 Jahren das öffentliche Handauflegen außerhalb des Gottesdienstes angeboten. In den Monaten Mai bis Oktober besteht für alle Interessierten die Möglichkeit, sich an acht Terminen zwischen 17:30 und 20 Uhr im Kirchenraum an mehreren Stationen die Hände im Sitzen auflegen zu lassen. Behutsam berühren die Mitglieder des Teams nach dem Heilgebet Schultern, Rücken, Knie und z. T. die Füße. Der Segen schließt das Handauflegen ab. Das Angebot wird zahlreich angenommen, auch von Menschen aus dem Umland. In den Wintermonaten legen sich die Mitglieder des Teams einmal im Monat gegenseitig ihre Hände auf.
Verantwortlich: Pastorin Martina Gerlach, Ulrike Böhmer
Email: martina.gerlach@ekvw.de
Tel. 0177 8391833
2019 wurde auf einem Treffen der PastorInnen und kirchlich Mitarbeitenden aus Norddeutschland das „Netzwerk Kirche Nord“ gegründet, denn der Wunsch nach Austausch, Vernetzung und jährlichen Treffen war groß. Da jede Kirchengemeinde ihre eigenen Erfahrungen sammelt, lernen wir alle voneinander und können uns so auch gegenseitig auf diesem heilsamen Weg unterstützen. Das nächste Treffen findet am 9. November 2020 in Bielefeld-Bethel im Haus der Stille statt.
An diesem Treffen interessierte PastorInnen und kirchlich Mitarbeitende melden sich bitte bei Sigrid Rebellius.
Email: info@sigridrebellius.de
Tel. 0176 43484272
Aurora Borealis - das Nordlicht leuchtet!
Zum Schluss möchte ich unser Heilgebet auf Plattdeutsch vorstellen, wie es in meiner Heimat gesprochen wird. Ein alter Bauer aus dem Osnabrücker Land hat es für uns übersetzt:
Dett Heilgebett
Möge doch de göttliche, heilende Kraft doer us flaen
us reinigen, stäeken un ock heilen,
us mit Leiwe versaegen, ock mit heilende Wäemte un Lecht,
us schützen un up den richtigen Weg helpen.
Wi danket doarföer, dett dett ock so passeert.
Ein ganz großer Dank an Anne Höfler, die diesen kostbaren Weg in unser Leben gebracht hat und ein Dank an alle, die diesen Weg gemeinsam gehen.